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Mehr als "das Runde ins Eckige"

Warum Fortuna Düsseldorf für die Landeshauptstadt nicht nur eine schöne Nebensache ist


Ja, es stimmt: ich wäre gerne Vorstandschef von Fortuna Düsseldorf geworden. In meiner Lebensplanung vorgesehen war das nicht, aber als der Gedanke an mich herangetragen wurde, war ich in der Tat „angefixt“ davon.


Dass ich sportbegeistert bin, hat sich herumgesprochen. Und das bezieht sich nicht nur auf den Fußball. Denn die Sportstadt Düsseldorf hat viele großartige Vereine. Kaum ein Verein hat beispielsweise so viele nationale und internationale Titel errungen wie Borussia Düsseldorf im Tischtennis. Im Eishockey hat die DEG Maßstäbe gesetzt. Im Rudern mischt Germania vorne mit und im Hockey sammelt der DHC Titel. Die Reihe läßt sich fortsetzen.


Aber keine Sportart vermag so viel Begeisterung und Leidenschaft zu mobilisieren wie der Fußball. Fußball ist offensichtlich mehr als ein Mannschaftssport, bei dem elf Spieler versuchen, das Runde ins Eckige zu bringen. Fußball ist – wie man so schön sagt – die schönste Nebensache der Welt und für nicht wenige viel mehr als das. Fußball ist emotional und sorgt – wer wüsste das besser als die Fans der „launischen Diva“ Fortuna? – nicht selten für eine Achterbahn der Gefühle. Fußball bringt Menschen zusammen, die sich ansonsten vielleicht gar nichts zu sagen hätten. Mit einer erfolgreichen Fußballmannschaft kann sich jeder identifizieren, egal ob alt oder jung, Mann oder Frau, arm oder reich, „queer“ oder „straight“, fromm oder nicht. Fußballfans sind vielleicht die letzte klassenlose Gesellschaft. Und auch das macht diesen Sport so wichtig in einer Gesellschaft, die – positiv formuliert – immer vielfältiger wird, aber man könnte auch sagen: immer weiter auseinanderdriftet.


Und Fußball ist natürlich ein Standortfaktor. Der Erfolg eines Vereines in der Fußballbundesliga färbt ab auf seine Stadt. Dynamik, Kampfgeist, Siegeswille, aber auch Fairplay, Teamgeist und Begeisterung – mit diesen Attributen sportlichen Erfolgs schmückt sich auch gerne der Ort des Geschehens. Ein erfolgreicher Fußballverein, eine lebendige Fankultur und eine mitreißende Stadionatmosphäre – das sind durchaus auch Faktoren, die bei der Wahl von Wohnort und Arbeitsplatz einige wichtige Rolle spielen und denen – auch vor dem Hintergrund eines zunehmenden Wettbewerbs um qualifizierte Fachkräfte – eine wachsende Bedeutung zukommt.


Mit der Fortuna hat Düsseldorf eigentlich einen Fußballverein, der alle Voraussetzungen mitbringt, dieses Potenzial zu heben: ein Traditionsverein mit bemerkenswerter Geschichte, treuen und leidenschaftlichen Fans und einer Reihe von durchaus eindrucksvollen Erfolgen. Letztere allerdings liegen schon geraume Zeit zurück. Seit Ende der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts hat sich der Verein eher den Ruf einer Fahrstuhlmannschaft mit Abstechern bis in die vierte Liga erworben. Hinzu kommt eine notorisch kurze durchschnittliche Verweildauer des sportlichen Führungspersonals und eine vergleichbar hohe Volatilität im Vereinsmanagement.


Fortuna wurde zum „schlafenden Riesen“. Denn das Zeug zum Riesen hat der Verein allemal. Seine Heimat Düsseldorf ist in den letzten Jahren zu einer der attraktivsten und wohlhabendsten Metropolen der Republik geworden. Auch die sportliche Infrastruktur kann sich sehen lassen. Seit 2004 kickt Fortuna in einem der modernsten Stadien des deutschen Profifußballs, das sich auf Platz 3 hinter München und Berlin als Austragungsort für die Fußball-Europameisterschaft 2024 qualifiziert hat. Mit dem Jugendleistungszentrum am Flinger Broich, an der „Wiege des Vereins“, hat Fortuna ideale Trainingsvoraussetzungen für junge Talente nicht nur aus der Region geschaffen. Und demnächst soll in unmittelbarer Nähe zur Arena mit Hilfe eines engagierten Sponsors ein neues Funktionsgebäude für den Profikader entstehen, das keine Wünsche offen lässt.


Mit der Berufung der Fortuna-Ikone Klaus Allofs wurde auch der Grundstein für Professionalität und Kontinuität in der Vereinsführung gelegt.


Was fehlt dann noch, um den Riesen zu wecken?


Eines ist klar: Nachhaltig wird der Fußball nur erfolgreich sein, wenn er mehr ist als ein rein kommerzielles Geschäft. Ohne das Engagement der Mitglieder und die Begeisterung der Fans und ohne die Identifikation der Stadt mit ihrem Verein wird Fußball zu einem abgehobenen und seelenlosen Business von Söldner-Millionären und abgezockten Beratern und Managern. Damit hat Fortuna Düsseldorf nichts im Sinn.


Aber klar ist auch: Wer im Profifußball erfolgreich sein will, braucht auch das nötige Geld. Und deshalb ist Fortuna auf die Unterstützung der Wirtschaft, gerade auch der Düsseldorfer Unternehmen angewiesen. Das ist ein Geben und Nehmen. Denn wer als Partner und Sponsor Fortuna unterstützt, darf nicht nur erwarten, dass die Profis auf dem Rasen kämpfen und siegen, sondern betreibt auch Standortpflege im eigenen Interesse.


Von der Stadt erwartet der Verein keine Beihilfen, wohl aber das gemeinsame Verständnis, dass der sportliche Erfolg der Fortuna auch auf die Attraktivität der Stadt einzahlt. Und das ist durchaus wörtlich zu verstehen, denn die "Umwegrendite", die eine Stadt wie Düsseldorf mit einem erfolgreichen Erstligaverein erwirtschaften kann, ist erheblich!


Die Euro 2024 bietet eine großartige Gelegenheit, die Stadioninfrastruktur zu modernisieren und ein neues Verkehrskonzept zu entwickeln. Nachhaltig sind solche Projekte nur, wenn sie auch der Fortuna zugutekommen. Deshalb sollte sich der Verein bei Planung und Umsetzung maßgeblich einbringen.


Aber die Fortuna kann noch mehr zurückgeben. Bei den Themen Klimaschutz, Müllvermeidung und Ressourcenschonung kann der Verein Vorbild für Corporate Responsibility im Sport sein. Und selbstverständlich ist sich die Fortuna auch ihrer sozialen Verantwortung bei der Integration einer so vielfältigen Stadtgesellschaft wie der Düsseldorfs bewusst.


Gelegenheiten, den Riesen zu wecken, gibt es also genug. Wer mich kennt, kann sich vorstellen, dass ich dazu gerne meinen Beitrag leiste.



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