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AutorenbildThomas Geisel

Von wegen "Servicewüste Deutschland"

Es wird viel über die „Servicewüste Deutschland“ gejammert und gemeckert. Meistens zurecht. Aber es gibt auch Ausnahmen. Eine habe ich erlebt, als uns auf der Fahrt in den Italien-Urlaub ein Missgeschick passierte.

Es begann Freitagmorgen um 1:30 Uhr, als mich der Sohn des Besitzers des Hotels in Aalen-Wasseralfingen, in dem wir uns für zwei Nächte einquartiert hatten, weckte und mich darauf aufmerksam machte, dass mein Fahrzeug Diesel verlöre. Und tatsächlich: aus dem Tank tropfte Diesel und hatte auf dem Hotelparkplatz schon für eine gehörige Lache gesorgt. Ich möge doch bitte den ADAC anrufen, der das Auto abschleppen solle. Und nun die erste positive Überraschung: es dauerte gerade einmal eine Stunde, bis der Abschleppwagen da war. Allerdings stellte sich das Ganze als ziemlich überflüssig da, da mich der freundliche ADAC-Mitarbeiter darauf aufmerksam machte, dass sich unmittelbar neben unserem Hotel eine Kfz-Werkstatt befände. Somit konnte es der „gelbe Engel“ damit sein Bewenden haben lassen, den ausgelaufenen Diesel mit Sand zu binden und damit den ersten Schaden einigermaßen zu beheben. Die benachbarte Kfz-Werkstatt sorgte für die zweite positive Überraschung. Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Schreckensmeldungen von gestörten Lieferketten, dramatischen Wartezeiten für Handwerkerleistungen und dem bevorstehenden Wochenende hatte ich mich innerlich eigentlich bereits damit abgefunden, den Italien-Urlaub entweder ganz zu streichen oder zumindest eine Woche lang durch einen Urlaub in meiner schwäbischen Heimat zu ersetzen. Umso überraschter war ich, als ich mein Fahrzeug bereits um 8:00 Uhr auf der Hebebühne der Werkstatt wiederfand, wo ein offenbar durch einen herumfliegenden Stein verursachtes Leck im Tank diagnostiziert wurde und damit ein Schaden, der nur durch den Einbau eines neuen Tanks behoben werden konnte. Er habe den Ersatztank bereits bestellt und mit 99-prozentiger Sicherheit sei er morgen früh da und könnte dann sofort eingebaut werden, meinte zu meiner nicht geringen Überraschung der Kfz-Meister, ein akzentfrei schwäbisch sprechender Aalener türkischer Herkunft. Und siehe da: als ich am nächsten Morgen nach dem Frühstück in die Werkstatt kam, war der Schaden dank der tatkräftigen Zusammenarbeit des Meisters und seiner beiden Mitarbeiter schon fast behoben. Und um 10:30 Uhr konnten wir – fast „fahrplanmäßig“ – unsere Urlaubsreise fortsetzen.

Glück im Unglück könnte man sagen; und vielleicht gibt diese Geschichte ja auch Hoffnung, dass es so schlecht um unser Land noch nicht bestellt ist.


Der Beitrag wurde als Leserbrief in der Schwäbischen Post veröffentlicht

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